…am Mauerpark

Ein gebrauchtes Zweitfahrrad für Gäste musste her. Wo bekommt man so was in Berlin? Natürlich sonntags auf dem Flohmarkt am Mauerpark.

Die Zielvorgabe war klar, es sollte nicht mehr als 50 Euro kosten. Eine kleine, unrepräsentative Untersuchung in verschiedenen Second Hand Fahrradläden hatte ergeben das dieser Preis dort nicht zu erzielen war. Also auf zum Mauerpark.

Wir hatten uns mental bestens gerüstet. Es war klar, wir würden knallhart verhandeln, um jeden Euro feilschen, das ganze Programm abspulen, zögern, weggehen, wiederkommen, noch mal feilschen, hart bleiben, bis der Preis erzielt sein würde.

Vor dem Mauerpark erwarteten uns schon die üblichen Fahrradhändler aus den östlichen europäischen und nicht europäischen Staaten. Die Sorte von Händlern, von denen angeraten wird und bei denen man lieber erst gar nicht nach einer Quittung fragt. Der Berlin Erfahrene weis wovon ich spreche.

Aber ein Fahrrad viel uns sofort ins Auge und erlangte unsere stille aber vollkommene Zustimmung. Der Verhandlungsmarathon konnte also beginnen. Der Händler ging auch sofort mit von ihm gewünschten 80 Euro ins Rennen, was bei uns natürlich sehr skeptische Blicke auslöste.

Nadine lies sich umständlich zu einer Probefahrt überreden. Während ihrer Abwesenheit rühmte der Händler die Qualität dieses Gefährts, nicht ohne auch noch auf andere hochwertige Vehikel zu verweise, die sich in seinem Besitz befanden. Auch andere Händler umringten mich nun und priesen ihre hochwertige Ware. Ich blieb – ganz der Profi, äußerst skeptisch in Blick- und Wortwahl.

Nachdem Nadine uns wieder erreicht hatte übergab sie das Fahrrad mir unzufriedenem Blick. Zu groß, zu schwer und überhaupt – nicht mein Ding. Von 80 auf 50, das würde schwer werden. Wir mussten gerissen sein, hart im Verhandeln um jeden Cent feilschen, soviel stand fest.

Energisch wagte ich mich mit dem ersten Angriff nach vorne. „OK, für 40 nehmen wir es“, lies ich den Händler gelangweilt wissen. Mir war klar, nun würde es ein zähes und langes Verhandeln geben. „40 ist OK“, sagte der Händler. „Alles klar.“ Das Geld wurde übergeben, wir zogen mit der Neuerwerbung von dannen.

Beim anschließenden obligatorischen Latte Macciato überwog die Freude über den Kauf. Aber ein kleiner, leiser Stich blieb zurück, um das Feilschen betrogen worden zu sein. Denn eins war klar: Wir hätten knallhart verhandelt und hätten ihn auf jeden Fall auf 50 gedrückt.

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